[Mai 2018] Nico Voss (Q1) siegt beim Poetry Slam, dieses Jahr ausgetragen im Gymnasium Odenthal, und bringt den Slam Pokal zurück ins Stein! Auch ein zweiter Preis ging an unsere Schule, an Finn Pankow aus der Q1.
Am Freitag den 04.05.2018 war es wieder soweit, der Poetry Slam Wettbewerb ging in die nächste Runde. Bereits zum fünften Mal trat der Literaturkurs der Q1 des Freiherr-vom- Stein Gymnasiums gegen Schüler des Gymnasiums Odenthal an, diesmal unter dem „Fragen“.
Zu diesem stattlichen Jubiläum begleitete uns auch unser Direktor, Herr Ruddat, und drückte uns die Daumen.
Pünktlich um 19 Uhr begann der Wettbewerb im Foyer der Odenthaler. Die ersten drei Teilnehmer trugen ihre selbstverfassten Werke vor und faszinierten das Publikum durch ihre sehr persönlichen Darbietungen. Das Motto „Fragen“ hatte höchst unterschiedliche Texte erzeugt. Nun folgte die erste Abstimmung, begleitet von der Big Band der Gastgeber, wobei die Hörerschaft fleißig mit ihren zuvor gekauften roten Rosen abstimmte. Sechs parteilose Schüler zählten diese erhobenen Rosen und hielten das Ergebnis vorerst geheim.
Dieser Vorgang wiederholte sich noch zwei Mal, wobei die Texte von Flüchtlingspolitik, Medienschelte, gekonnte Anmache bis zur großen Liebe reichten. In der darauffolgenden Pause diskutierten die Gäste weiter, bei Softdrinks und Bretzeln, über die vorgetragenen Slams und wer wohl den Pokal gewinnen würde. Dazu spielte die Big Band „Peter Gunn“ und der Kunst LK des Odenthaler Gymnasiums stellte einige Werke zum Betrachten aus.
Anschließend präsentierten die acht weiteren Teilnehmer ihre persönlichen Texte. Drei Vota später folgte die Siegerehrung.
Die sieben Gewinner verteilten sich auf dritte Plätze, zweite Plätze und zwei erste Plätze.
Finn Pankow belegte für das Freiherr-vom-Stein Gymnasium einen der zweiten Plätze mit dem Text über „Small Talk“, der nach einer genauen Analyse der Fragetechnik beim Small Talk am Beispiel eines „mittelalten“ Ehepaares am Frühstücktisch am Ende zu einem ernüchternden und auch erheiternden Ergebnis kam. Ehrliche Fragen sind zu anstrengend, denn man muss sich die Antworten genau merken, Grunzen und Pantomime gehen nur unter Kumpels und: man will ja mit dem Small Talk den anderen bei sich festnageln. Das ist der Sinn davon. Aber Finns Fazit war: Lieber schweigen, das ist einfach ehrlicher!
Der Sieger, Nico Voss aus unserer Schule, gewann mit seinem Slam „Haben Sie eine gute Freude dabei?“ den ersten Platz und holte somit den Pokal zurück nach Leverkusen. Bei seinem Slam ging es um Billigreisen, für 50 Euro nach Spanien, und der Titel „Haben Sie eine gute Freude dabei?“ kommt immer wieder aus dem Mund des betrunkenen, aber sehr freundlichen russischen Busfahrers, der außer mit diesem Satz sich nicht auf Deutsch äußern kann. Dem Mitreisenden ist alles egal, weil er nur 50 Euro gezahlt hat, aber wir dürfen ihn dann auf der Spirale seiner Reiseerlebnisse begleiten, die ihn am Ende in eine Gummizelle führen, wo er glücklich ist, weil wirklich alles gratis zur Verfügung steht. Dieses Poem können Sie weiter unten im Original lesen.
Zum Ende erhielten alle Slammer eine weiße Rose und tosenden Applaus für ihre Teilnahme und die kreativen und durchaus professionellen Slam Poems. Der Kölner Stadtanzeiger hatte auch einen Fotographen und einen Reporter geschickt und uns einen längeren Artikel am nächsten Tag gewidmet.
Unser Fazit: Es war ein gelungener und unterhaltsamer Abend, welcher uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Wir werden jedes Jahr besser! Und nächstes Jahr findet der Slam Poem Wettbewerb wieder in unserer Region statt! Bei der LevLiest 2019.
Nico Voss „Habe Sie alle gute Freude dabei?“
Ich komme von fern her, um euch zu warnen
Wenn Werbung und Pop-ups euch noch so umgarnen
Gilt dennoch: Bitte überlegt und seid weise
Und bucht nie im Leben eine Billig-Bus-Reise.
Ich war jung und naiv und hab´s nicht kommen sehen
Für 50 Euro nach Spanien? Ich konnt´ nicht widerstehen.
Das habe ich mit einem Kumpel gebucht.
Ein verhängnisvoller Klick, bald ereilt uns der Fluch.
Wir konnten nicht widerstehen, wir mussten es kaufen.
Wir wollten uns in Spanien doch mal so richtig… die Kultur ansehen.
Um 4 Uhr morgens standen wir am Treffpunkt bereit.
Man muss es positiv sehen, wir sparen Geld und auch Zeit.
Ja, wir waren müde, es war schließlich vier.
Doch wenn man nach Spanien will, darf man sich nicht so genieren.
Klar, dass man da hochmotiviert am Busbahnhof steht.
Leider kam der Bus dann acht Stunden zu spät.
Und ein Gepäckstauraum war auch leider nicht da
Mit dem Koffer auf dem Schoß geht’s im Grunde auch klar
Vor der Abfahrt stellt sich der Busfahrer vor
Kann zwar kein Russisch, doch glaub, er heißt Igor.
Und durch den Lautsprecher hört es sich an wie ein Schrei,
Er fragt: „Chabe Sie alle gute Froide daboi?“
Die erste Stunde Fahrt verläuft recht entspannt,
Nur die Luft im Bus riecht ein bisschen verbrannt,
Doch als wir bei Igor nachfragten, hat er abgewunken
Um da jetzt irgendwas zu reparieren, ist er eh zu betrunken.
Der Bus hält an der nächsten Haltestelle,
Und wie eine brausende Menschenwelle
Stürmen die nächsten Passagiere hinein.
Doch der Bus ist voll und eindeutig zu klein.
Aber wir müssen jetzt weiter, das dauert zu lang
Sie setzen sich auf unsern Schoß oder liegen im Gang.
„Aber wir sparen ja Geld“, denk ich mir nur,
Mit der Bewegungsfreiheit einer Playmobil-Figur.
Ich bin, was Busreisen angeht, ja nicht sehr verwöhnt.
Gut, eine Toilette wäre schön.
Aber ich kann mich eh nicht bewegen, es ist einerlei.
Der Busfahrer fragt: „Chabe Sie alle gute Froide daboi?“
Klar, denn es geht nach Spanien, wir lassen uns nicht linken,
Wenn wir da sind, gehen wir erstmal schön… in ein Museum.
Nach vier Stunden Fahrt, stellt sich die allgemeine Frage:
„Warum hat dieser Bus keine Klimaanlage?“
Die, die Russisch sprechen, übersetzen den Fahrer
„Aus ethischen Gründen“, es wird nicht sehr viel klarer.
Aber bedenken wir mal, wie viel Geld wir grad sparen.
Da kann man auch ohne Kühlung nach Spanien fahren.
Das erkläre ich auch meinem Kumpel sehr stolz,
Doch ich glaub, dass sein Gehirn vor zwei Stunden schmolz.
Ich kann auch bestätigen, dass, wie es so schön heißt,
Eine gemeinsame Reise zusammenschweißt.
Der verbrannte Geruch ist jetzt doch sehr stark, dann
Halten wir an der nächsten Raststätte an.
„Chabe Sie alle gute Froide daboi?
Super, denn der Bus braucht ein neues Teil.
Danach wird der Bus dann auch aufhörn´ zu rauchen.
Doch die Lieferung wird wohl bis morgen brauchen.
Ich hoffe sie alle bleiben entspannt und heiter,
Und die Gute-Laune-Tour geht dann morgen weiter!“
S´ist was die Russischsprechenden fleißig dolmetschen
Während die anderen Fahrgäste die Zähne fletschen.
Gut, wir verpassen einen Urlaubstag in der südlichen Welt,
Dafür sparn´ wir bei der Reise viel Geld.
Und ob ich jetzt lieber einen Cocktail in Spanien hätte
Als einen Kurzen in einer deutschen Raststätte,
Ist ja im Grunde genommen nicht wichtig.
Wenn man schon Geld spart, dann eben auch richtig.
Ich sag auch zu meinem Freund: „Jetzt hab dich nicht so,
Wenigstens haben wir hier Mal ein Klo!“
Mein Kumpel ist für diese Argumente taub
Und redet von gesammeltem Jahresurlaub.
Das fehlende Teil, die Halterung
War am nächsten Tag nicht in der Lieferung.
Das Teil fehlte noch immer an Tag Nummer drei.
„Chabe Sie alle gute Froide daboi?“
Ich konzentrierte mich dann lieber auf´s Gute
Man lernte neue Leute kennen, für fünf Minuten.
Und die heimische Fauna war direkt zum Greifen
Meistens tot auf dem Seitenstreifen.
Mein Kumpel hat sich ab Tag vier nicht geniert
Und einmal das Tankstellen-Sushi probiert.
Er hat dann auch die kommende Nacht
Auf der Raststätten-Toilette verbracht.
So ganz dramatisch war das dann nicht,
Denn auch am fünften Tag war das Teil nicht in Sicht
Der Fahrer fragte dann auch ganz frei:
„Chabe Sie alle gute Froide daboi?“
An Tag sechs kam zufällig ein anderer Bus
Mit freien Plätzen, der nach Spanien musst´.
Mein Kumpel wollt´ schnell dorthin, doch ich sagte: „Nein.
Die Letzten werden die Ersten sein!“
Das war dann der Grund, weshalb wir uns nicht hetzten,
Doch im Endeffekt waren die Letzten die Letzten.
Und die Ersten haben bei der Platzwahl gesiegt
Und wir haben dann keinen Platz mehr gekriegt.
Die anderen Gäste warn´ weg, wir und der Fahrer allein
Er fragt: „Chabe Sie alle gute Froide daboi?“
Problematischer Weise war auch an Tag Nummer sieben
Das fehlende Teil nirgends geblieben.
Und der aufmerksame Zuhörer hat sich auch gedacht
Das Teil fehlte noch immer an Tag Nummer acht.
Mein Kumpel hat sich dann nicht mehr aufgeregt
Und sein Geld in Schnapsflaschen angelegt.
Setzte sich dann an die Autobahn
Und trank jedes Mal, sah er ein Auto fahr´n.
Zwei Stunden später holte ich ihn da raus,
Der Notdienst brachte ihn ins Krankenhaus.
Der Resturlaub im Krankenhaus war für ihn ein Gewinn
Mit Kabelfernsehen, nur leider ist er jetzt blind.
Denn das Besäufnis raubte dem armen Wicht
Sowohl Verstand als auch Augenlicht.
Im restlichen Urlaub, muss ich ehrlich sagen
Hatte ich Glück mit einigen Tagen.
Im Grunde war es mir auch egal
Als man mir an Tag 20 die Koffer stahl.
Auch der Überfall und die erschossenen Menschen
Konnten meine sehr gute Stimmung nicht dämpfen.
Das hab´ ich auch stolz den Polizisten erzählt
Die haben dann die Psychatrie-Nummer gewählt.
Ganz ehrlich gesagt fand ich nur so mittel
Dass der nette Mann im weißen Kittel
Sagte: „Wir müssen jetzt woanders hingehn!“
Aber die Geschlossene ist natürlich auch echt schön.
Zwar musste der Urlaub schon nach kurzer Zeit enden,
Aber ich mag meine Zelle mit den Gummiwänden.
Und eines ist ganz grandios:
Für mich ist alles kostenlos.
Und ich muss doch sagen, ganz ehrlich und ernsthaft,
Befinde ich mich in sehr netter Gesellschaft.
Denn der nette Doktor hat mich eingestuft
Mit Bernd, der im Kamin sitzt und „Winkelgasse!“ ruft.
Und auch Ulla und Jochen, die ein paar Menschen erschossen,
Sind sehr angenehme Zeitgenossen.
Also muss ich sagen, mit reiner Seele
Kann ich ihnen den Urlaub nicht weiterempfehlen,
Denn das direkte Glück liegt halt
In der Nervenheilanstalt.
Statt Alkohol und anderer Sachen,
Schlucken wir Pillen, die uns glücklich machen.
Und trotz Bernd´s ewigem Geschrei
Chabe ich hier endlich gute Froide dabei!
Lea Wielspütz & Pauline Jakob (Q1)