Ansprechperson: Niklas Stelzmann
Im Rahmen des Erwerbs des Fremsprachenzertifikates und Exzellenzlabels CertiLingua bietet das FvStein jährlich ein organisiertes Betriebspraktiukm für SchülerInnen der Q1 und Q2 an. Zurzeit findet das Praktikum in Kooperation mit den Augustinermönchen zu Krakau (Polen) statt. Geplant ist ein turnusmäßiger Wechsel mit Arbeitgebern/Organisationen in Schäßburg (Rumänien), bspw. mit dem Mihai Eminescu Trust.
Die Dauer des Praktikums beträgt 7-12 Tage. Dabei findet das Praktikum teilweise in den Herbstferien statt.
[Oktober 2016] Auf der diesjährigen Exzellenzfahrt im Rahmen von CertiLingua konnten wir Schüler bei unserem Auslandspraktikum in Krakau natürlich nicht nur Einblicke in die Berufswelt gewinnen. Krakau als Kulturstadt bietet eine wunderschöne Vielfalt an Kultur, Kunst und Tradition. Während die Altstadt vor allem mit dem großen Marktplatz und vielen Sehenswürdigkeiten ein Ort für Touristen ist, gibt es auf der anderen Seite das jüdische Viertel (genannt Kazimierz), in welchem vor allem kleinere Cafés angesiedelt sind. Unser Hotel lag ziemlich im Zentrum, also genau zwischen dem jüdischen Viertel und der Altstadt, was uns abends eine große Auswahlmöglichkeit an verschiedenen Restaurants und Cafés bot.
Als Praktikanten in der katholischen Gemeinde in Krakau bestand unsere Aufgabe hauptsächlich im Mitwirken beim Religionsunterricht, geleitet wurden wir von unserem Tutor Piotr Lamprecht, einem Augustinermönch.
Am letzten Tag unseres Praktikums bot er uns eine Führung durch das jüdische Viertel an, was wir dankend annahmen. Während dieser Führung besuchten wir die jüdische Gemeinde Krakow, eine Sonderschule, ein Waisenhaus (betrieben von Nonnen) sowie eine Obdachlosenunterkunft (von Mönchen betrieben). Dabei kam besonderes die soziale Hilfe der katholischen Kirche von körperlich, geistig, finanziell oder familiär Benachteiligten genauso wie das besondere Verhältnis zwischen Juden und Katholiken zur Geltung.
Nachdem uns Piotr am Anfang einige Dinge zur jüdischen Gemeinde in Krakau erzählt und gezeigt hatte, kamen wir zu unserem ersten Halt, einem Waisenhaus, wo circa 12 Kinder leben. Eine Nonne hieß uns herzlich willkommen, führte uns herum und erzählte uns etwas über die Ziele des Waisenhauses, nämlich den Kindern das Gefühl einer Familie zu vermitteln.
Unser nächster Halt war die Obdachlosenunterkunft. Als wir ankamen, war es 13:00 Uhr - Essenszeit. Die Obdachlosen standen in einer Schlange vor der Essensausgabe, durch einen Gang führte uns ein Mönch zur Unterkunft der Obdachlosen sowie in das Krankenzimmer. Es gibt auch die Möglichkeit für die Obdachlosen, dort Kleidung zu erhalten.
Nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir zu einer Sonderschule für geistig behinderte Schüler. Die Schulleiterin zeigte uns die Klassen- und Spielräume und erklärte uns, dass die Schüler hauptsächlich am Down-Syndrom und an Autismus leiden würden.
Nach kurzer Besichtigung einer Gasse, in der Szenen für den Film „Schindlers Liste“ gedreht wurden, war unser letzter Halt das neue jüdische Zentrum. Dort kann man sich mit anderen treffen und diverse Kurse zu jüdischer Kultur, Geschichte und Tradition belegen. Insgesamt macht die jüdische Gemeinde einen sehr offenen und freundlichen Eindruck.
Plötzlich erhielt Piotr einen Anruf. Wir sind alle schnell zum katholischen Krankenhaus gelaufen, um dort bei einer Krankensalbung dabei zu sein. Dies war für uns eine sehr neue und auch emotionale Erfahrung. Für unseren Tutor ist eine Krankensalbung Routine, denn er macht sie beinahe täglich.
Zum Schluss sind wir zurück ins jüdische Viertel spaziert und haben dort an einer der Buden polnisches Fastfood gegessen. Es sei ein sogenanntes Arbeiterbrötchen, erklärte uns Piotr. Das längliche Baguette wird mit Käse überbacken und nach Wunsch belegt.
Mit dem Rundgang durch Kazimierz war für uns eine intensive Arbeitswoche zu Ende. Das Praktikum war sehr lehrreich und eindrucksvoll. Insgesamt hätten wir die arbeitsreiche Woche ohne unseren liebevollen Tutor Piotr nicht so gut überstanden.
Yelle DeRidder, Felix Roll
[Oktober 2016] Auch in diesem Jahr haben interessierte Schülerinnen und Schüler an der CertiLingua-Fahrt teilgenommen, um internationale Arbeitserfahrung bei einem Auslandspraktikum zu sammeln.
Mit dabei waren auch die Muslima Yagmur, Jelle (katholisch) und Felix (Atheist), die ein erfolgreiches Praktikum in der katholischen Gemeinde der Augustinermönche in Krakau absolvierten. Die katholische Gemeinde veranstaltete während der Praktikumswoche u.a. auch ein ökumenisches Friedensgebet, für welches die Praktikanten Psalme über den Frieden sprechen sollten.
Bemerkenswert ist, dass es zuvor in Krakau noch nie vorgekommen war, dass eine Muslima oder ein Atheist in der katholischen Gemeinde Friedensgebete vorgetragen haben. Dies beweist wieder einmal, dass das Streben nach Frieden alle Menschen vereint.
Des Weiteren war es die Aufgabe der PraktikantInnen, „Programmhefte“ für die Besucher der Messe anzufertigen. Die Psalme darin, wie auch die Gebete, wurden von einem Priester der katholischen Gemeinde jeweils ins Deutsche, Polnische oder Englische übersetzt, sodass auch wir als Praktikantengruppe den Inhalt verstehen konnten. Anwesend waren bei dieser größeren Veranstaltung Mönche sowie Priester und Pfarrer aus anderen Gemeinden und auch Kameramänner für das örtliche Fernsehen.
Andere PraktikantInnen der Praktikumsfahrt haben bspw. in einer evangelischen Gemeinde gearbeitet. Insgesamt hat Krakau bei der gesamten Fahrtengruppe einen sehr toleranten und schönen Eindruck hinterlassen. Die Certilingua-Fahrt bietet demnach nicht nur eine Möglichkeit das CertiLingua-Zertifikat zu erwerben, sondern auch wertvolle kulturelle Erfahrung zu sammeln.
Edina Bajrami