[Juni 2022] Ein Vierteljahrhundert Bühnenarbeit und zwei wunderschöne Theaterabende mehr – das verdanken wir am Freiherr-vom-Stein der Freien Theatergruppe der Schule, insbesondere aber unserer lieben Kollegin und Lehrerin Edith Englich-Errens. Trotz Corona-Zwangspause, Quarantänevorschriften und den Widrigkeiten hinsichtlich der Bespielbarkeit unserer Aula haben sie und das Ensemble unerschütterlich an den Erfolg der Aufführung geglaubt - zu Recht: Die zwei Jahre verspätete Aufführung der Komödie „Mein Freund Harvey“ im Pfarrsaal St. Andreas war geprägt von großer Spielfreude der Akteure und erheiterte das Publikum in vorzüglicher Manier.
In der Rolle des wohlhabenden Elwood P. Dowd gefiel Matthias Wübken, der Mitspielende und Publikum von seinem felsenfesten Glauben an einen Puka in Form eines über zwei Meter großen weißen Hasen namens Harvey überzeugte. Seine weiblichen Verwandten, verkörpert von Lisa Hauer und Lisa D’Anna, stellten die verzweifelten, und im Falle der Schwester selbst leicht in den Wahnsinn zu treibenden Gegenspielerinnen dar. Das Vorhaben, den charmanten und im Allgemeinen mit klarem Verstand ausgestatteten Dowd in eine psychiatrische Anstalt einzuweisen, führte im Verlauf des Abends dazu, dass Schwester Virginia beinahe selbst zur Insassin der Heilanstalt wurde, denn das Team aus Ärzten und Pflegepersonal der Einrichtung (Anna Milioto, Henrik Wiegand, Christian Nagel, Julius Povlsen) erwies sich als allzu befangen in der eigenen Lebenswelt, um eine wirklich treffsichere Diagnose stellen zu können, und auch Anwalt Peter Gaffney (David Geschonnek) trug erheiternd wenig zur Klärung der Vorgänge bei. In den Nebenrollen überzeugten Janina Straub und Denisa Mican als Damen der gehobenen Gesellschaft sowie Claire Leuzinger als clevere Taxifahrerin, die der Welt der Möchte-Gern-Reichen-und-Schönen ihren nüchternen Realismus entgegenzusetzen hatte.
Am Ende des Abends blieb die Frage offen, ob Riesenhase Harvey eine raffinierte Erfindung, eine alkoholbedingte Erscheinung oder doch eine psychische Erkrankung ist. Das Publikum hatte auf jeden Fall sein Vergnügen und freut sich auf weitere Aufführungen des Ensembles. Denn eine Abschiedsaufführung war dieses Bühnenjubiläum sicher nicht. Weiter so!
Gundula Jende-Soeken (Redaktion)