[September 2022] Ein spielfreudiges Ensemble, das Funken sprühende Pointen im Sekundentakt liefert, versprach die Ankündigung des Theaterstücks „Der Vorname“. Die Schauspiel-AG des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, geleitet von Kai Wahle und Anna Reich, hielt Wort und hat ihr Publikum im Rahmen von zwei Aufführungen in der Gesamtschule Schlebusch vorzüglich unterhalten. Dabei lieferte das - manchem auch als Verfilmung bekannte – Theaterstück eine ideale Vorlage: Peinlichkeiten, bissiger Humor und ätzende Kritik folgen darin Schlag auf Schlag und fordern von den Schauspieler*innen eine ordentliche Portion artikulatorischer Wendigkeit.
Dass der Funke auf das Publikum übersprang, dafür sorgte das Ensemble, das laut Regie-Anweisung im Rahmen einer Abendeinladung zusammengekommen war: In der Rolle der pflichtbewussten, altruistischen Gastgeberin Elisabeth, die am Ende allen ihre heuchlerische Doppelmoral entgegenschleuderte, überzeugte Marcella Lees. Ihr Gatte (voller Spielfreude: Kuba Matura), lieferte den Gegenpart als nerdig-arroganter, selbstbezogener Literaturwissenschaftler, der sich aber in der Rolle des Intellektuellen nur allzu gut gefällt.
In herrlichem Kontrast zu dessen philisterhaftem Gehabe war die Rolle des Jugendfreundes gestaltet: Henri Sacré verkörperte den hyper-empathischen, vermeintlich homosexuellen Claude, der allerdings seit Jahren eine bis dato verheimlichte Affäre zur Mutter der Freunde pflegt. Zur Hochform lief Paul Jörgens auf, der den vordergründig stets scherzenden und gutgelaunten Vincent spielte, der als Auftakt die Tischgesellschaft damit brüskiert, seinen Sohn „Adolph“ nennen zu wollen. Die letzte Person der Tischrunde stellte seine schwangere Freundin Anna (wunderbar gespielt von Madeleine Balthasar bzw. Linn Gestermann) dar, die hin und hergerissen ist zwischen dem Wunsch, sich von den charakterlichen Verfehlungen der ihr noch wenig bekannten Freundes- und Familiengruppe zu distanzieren und andererseits doch ihre moralische Empörung kaum zurückhalten kann.
Vom Mitleiden, über das Fremdschämen bis zum kathartischen Lachen – für alle Gefühlsregister bot das kurzweilige Kammerspiel reichlich Anlass. Die Schulgemeinde bedankt sich bei allen Beteiligten herzlich für zwei unterhaltsame und herrlich komische Abende!
Gundula Jende-Soeken (Redaktion)