Ansprechperson: Dr. Heinke Stulz
Schüleraustausch mit unser Partnerstadt in China, dem Reich der Mitte. Gelegenheit, dort in den Familien der Gastschüler zu leben, das chinesische Schulleben kennenzulernen, buddhistische Tempel und die Naturparks dort zu besuchen und am Ende ein paar Tage in der Weltstadt Shanghai zu verbringen, eine Stadt mit europäischer Vergangenheit, eine Stadt, die als einzige bedingungslos jüdische Flüchtlinge aufgenommen hat, eine Stadt, die glitzert und wächst wie keine andere.
[November 2019] Mit einer Fülle an Eindrücken und neuen Erfahrungen sind unsere Chinareisenden sind wieder zurück! Hier die Berichte aus Shanghai, Wuxi, aus unserer Partnerschule, der Universität, Freizeitaktivitäten und aus den Familien.
Heinke Stulz/ Niklas Stelzmann Austausch Wuxi
[Juli 2019] Am Mittwoch, dem 3.7.2019 um 9:25 Uhr kamen sie an, aus Süddeutschland, wo sie schon einige Tage verbracht haben. Sie kannten schon gut die Namen ihrer Gastfreunde, alle kamen schnell ins Gespräch. Spätestens bei der Schulführung, wenn die Gastfreunde ihre Gäste auf Englisch durch die Schule geführt haben. Wenn ihr sie auf dem Schulhof seht, begrüßt sie, denn sie wollen mit vielen hier ein Wort wechseln. Versucht es mal mit „Ni hao ma?“ (Wie geht es Dir?) oder einfach auf Englisch.
Heinke Stulz (Austauschkoordinatorin)
[November 2017] Wuxi (sprich: Wuuschi) erwartete uns, mit einem Willkommensgruß in Leuchtschrift, Deutschland-Fähnchen, lachenden Gesichtern und vielen tollen Vorschlägen, um Wuxi, China und unsere Gastgeber näher kennenzulernen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie viel ein chinesischer Schüler arbeiten muss! Wir haben es erlebt, es geht von 5 Uhr in der Früh bis oft nach Mitternacht. Jeden Tag der Woche. Sie haben uns um unser Schulsystem, in dem wir so viel Freizeit haben, sehr beneidet.
Der vollständige Reisebericht: [pdf]
Dr. Heinke Stulz
[April 2016] Leverkusen ist so klein, wenn man aus China kommt. Da haben wir nun unsere Gastfreunde, die wir ja schon im Herbst 2015 bei uns empfangen haben, in ihrer Heimatstadt besucht. Und hatten einen unglaublichen Empfang. Nicht nur, dass sie mit ihrem Direktor eine Stunde auf uns im Regen gewartet haben, mit deutschen Wimpeln bewaffnet, nicht nur, dass die Familien zuerst mit einigen von uns einkaufen gingen, damit wir auch etwas zum Frühstück aßen, nicht nur, dass jeden Morgen angerufen wurden, ob wir auch ja genug gegessen hatten, nein, da gab es auch die anderen Dinge: das harte Bett mit der ein Zentimeter dicken Matratze, auf der man doch schlafen sollte, dann die Bodentoilette, die auf einen wartete, und all die Essensgerüche, die uns doch sehr fremd sind und uns eher nicht an Essen denken lassen.
Aber dann wieder die überwältigende Herzlichkeit: die Großeltern, Freunde, Familie, die keine Mühe oder Kosten scheuten, uns zu unterhalten. Je nachdem, wie reich eine Familie war, gab es Geschenke bei jeder Gelegenheit - oder eine selbstgebrannte CD mit der chinesischen Lieblingsmusik oder eine Buddha-Hand aus Plüsch, sehr groß und bestimmt hilfreich.
Natürlich haben wir uns Wuxi angeschaut. Und damit alle Hiergebliebenen es mit uns tun können, hier ein paar Fotos: der berühmte große Buddha, die wunderschöne beleuchtete Abendpromenade, Parks und der große See, wo in der Ferne malerisch schwarze Dschunken vor Anker liegen, extra fürs Foto. Irgendwo im Zentrum hat sich auch die Altstadt versteckt, kleine, enge Häuser, verschachtelt, Kanalgerüche, Leute, die auf alten Klappstühlen mit verschlissenen Hausschuhen vor der Haustür sitzen, essen, trinken und Touristen schauen, aber sie wirkt wie eine Erinnerung, die eigentlich nicht hierher gehört, genauso wenig wie die Heere von Fahrradfahrern, die wir aus alten Fotos kennen, sie gehören nicht mehr ins hochmoderne und saubere Wuxi, wo alle ins Smartphone schauen, beim Gehen, Sitzen und Stehen, auch wenn sie auf ihrem geräuschlosen Elektromofa sitzen.
Das Essen war ein Problem. Fisch und Krabben werden nun mal nicht verzehrfertig serviert, das Fleisch wird unter Panierkrusten und unbekannten Saucen versteckt. So gab es immer einen Aufschrei des Entzückens, wenn der einfache, weiße Reis serviert wurde, ein verlässlicher Freund. Gemüse ging auch nicht immer, die Würzung und die Garzeit sind anders als bei uns. Aber Rührei war ein Renner, auch Erdnüsse und Nudeln, manchmal. Trotzdem haben alle sehr professionell ihre Stäbchen gehandhabt und standhaft gelächelt.
In der Schule hatten wir eine Kalligraphiestunde, haben in einer Musikstunde (extra für uns auf Englisch) Ukulele spielen gelernt (merrily, merrily, merrily) und sind in einer Englischstunde dann einer Tourismustour durch Wuxi gefolgt, die die Schüler für uns auf Englisch vorbereitet hatten.
An einem anderen Tage war Sportfest. Wir wurden eingeladen, gegen den Schul-Gewinner im Tauziehen anzutreten. Es war harte Arbeit, wir mussten erst einmal vorher lernen, wie man ordentlich am Tau zieht, wie man die Füße setzt, wir bekamen sogar Handschuh, die Chinesen hatten keine. Ob wir deswegen gewonnen haben oder haben sie uns gewinnen lassen? Eine ungeklärte Frage, die in gewissen Kreisen immer noch heiß diskutiert wird. An diesem Tag erreichte unser Ruhm den Zenit, nicht nur wegen unseres Sieges gegen die Besten der Schule: Reporter von Funk und Lokalfernsehen umschwirrten uns mit Mikrofonen und Kameras und stellt uns Fragen, die wir erst einmal nicht beantworten konnten. Aber wir fanden dann heraus, was sie hören wollten. „What do you like about China? What does impress you most? Which was your best experience?“ Da haben wir gleich etwas Diplomatie gelernt.
Am letzten Abend das große Abschiedsdinner mit dem Direktor, Herrn Gao. Wir hatten uns erkundigt und ihm eine besondere Teetasse gekauft als Anerkennung der vielen Mühe, die das Team der Schule, bestehend aus fünf Leuten, sich mit uns gegeben hatte. Unsere chinesischen Kollegen hatten uns zu diesem Geschenk geraten, das mit Pfirsichblüten geschmückt war, was andeutet, dass wir seine Erfahrung und sein reifes Alter respektvoll würdigen (ja, dafür braucht man einfach Beratung!). Er war auch so gerührt, dass er wirklich für einen Moment die Fassung verlor, den Grund erfuhren wir sogleich: dieser Tag war sein Geburtstag, aber er wollte nicht, dass es öffentlich würde…und da kamen wir mit unserem Geschenk. Er bedankte sich äußerst herzlich („Glücklichster Tag meines Lebens“) und wir waren über die unerwartete Wirkung unseres Geschenks erstaunt, aber auch zufrieden. Gleich darauf wurden die Nudeln der Freundschaft serviert (sie sind so lang und so haltbar wie auch unsere Freundschaft sein sollte…) und alle waren sehr vergnügt.
Sehr interessant war auch, dass in den Schulen Liebschaften verboten sind. Und falls doch welche entstehen wollten, werden sie von der Schulleitung im Einvernehmen mit den Eltern energisch beendet. Liebschaften sind nur erlaubt unter Leuten, die finanziell in der Lage sind, zu heiraten. So einfach ist das. Und: wenn es doch Liebschaften gibt, dann sind sie so heimlich, wie wir das nur aus sehr alten Romanen kennen.
Danach ging es weiter nach Shanghai. Nun konnten wir wenigstens bei der dritten Mahlzeit des Tages essen, was wir wollten. Wir fanden ein gutes, preiswertes Curryrestaurant hinter dem Bahnhof, wo wir uns dann abends meistens einfanden. Shanghai ist eine wundervolle Stadt. Der Yu-Garten ist noch sehr authentisch. Das Judenviertel gibt zu denken, das Wiener Café „Zum weißen Rössl“, Treffpunkt der Juden damals, ist wieder aufgebaut worden. Das Finanzzentrum, ganz jung, auf der Pudong-Seite, ist eindrucksvoll in seiner Modernität, direkt daneben aber die Fährstation, wo wir wieder auf das alte China trafen, das die Chinesen so gerne verstecken und vergessen wollen. Sie wollen sich neu erfinden, auch ihre Vergangenheit. In einem autoritär geführten Staat ist so etwas möglich. Darum wussten wir manchmal über ihre wahre Geschichte besser Bescheid als sie, was wir aber für uns behielten. Das Massaker auf dem Tianmen-Platz existiert für sie nicht mehr.
Wir haben im Longhua-Tempel inbrünstig betende Gläubige gesehen, chinesische Mönche, die Geld aufheben und vom Pech reinigen, und riesige, imposante blaue Kriegerstatuen, die oben unter dem Dach der Tempel gefangen, auf einen niederschauen mit ihren drohenden Augen.
An einem der letzten Tage ging es in die Deutsche Schule Shanghai, eine Expat-Schule für Kinder aus meistens recht begüterten Familien. Ein Ausflug in das Luxusleben aus „Schöner Wohnen“, in eine Schule mit fünf festangestellten Kräften nur für die Pflege der Website, einer professionellen Fotografin, 400 Veranstaltungen im Jahr und ab und zu mit unangekündigtem Besuch der chinesischen Erziehungskommission – und wehe, die Geschenke stehen nicht bereit! Aber: wie die Schüler hinterher berichteten: man hat sich trotzdem verstanden, man war nicht weit voneinander entfernt.
Dann hieß es Abschied nehmen vom Reich der Mitte mit den eleganten Wolkenkratzen, die vorbeitanzen, wenn man die Hochstraße entlang fährt, mit der festlichen Abendbeleuchtung, in der die Chinesen Meister sind, auch Bäume werden beleuchtet, lila, blau und grün, und sehen aus wie Theaterdekoration fürs eigene Leben, sogar die Hochstraße hat ihre Blumenkästen mit grünen Lampen. Abschied auch von der großen Freundlichkeit, mit der die Menschen einem entgegen kommen. Und zurück ins Land, wo das Brot knusprig ist, das Essen unseren Gaumen reizt und die Zeitungen echte Neuigkeiten verkünden.
Eine Reise in eine andere Welt, so fremd, das man es sich vorher gar nicht vorstellen kann. Aber überall wohnen Menschen, mit denselben Wünschen und Sehnsüchten, wie auf den anderen Breitengraden auch. Menschen schlagen Brücken.
Wir wünschen uns, dass wir auch weiter Brücken schlagen können, mit anderen Menschen, auf einer neuen Reise in die Fremde.
Dr. Heinke Stulz
Mitreisende: Dany Kahindi, Finn Eckstein, Franziska Ehlebracht, Rebecca Forner, Carolin Hain, Luka Klein, Leonard Letmathe, Philipp Müller, Sara Pressner, Louisa Schüttler, Tim Stürmann
[April 2016] Müde, um viele Erfahrungen reicher, von den chinesischen Gastgebern verwöhnt, mit vielen Bildern im Gepäck und sehr glücklich, ein so großes Stück von der Welt gesehen zu haben. Nach Dumplings und Jaoze (chinesische Teigtaschen) endlich wieder knuspriges Brot und ein Internet, bei dem man nicht auf gesperrte Seiten stößt. Aber: was man selbst erlebt hat, das kann einem keiner mehr nehmen! Das ist ein Schatz fürs Leben.
Dr. Heinke Stulz
[August 2015] Am Montag, dem 17. August, kamen sie um 11:35 Uhr vor unserer Schule an, (dem Freiherr-v.-Stein-Gymnasium), im Bus aus Frankfurt, wo sie am Abend zuvor gelandet waren. Es regnete Bindfäden zur Begrüßung, die Chinafahnen und roten Luftballons mussten alleine leuchten. Zehn Jungen und Mädchen aus der Schule Nr. 6 aus Wuxi, der Partnerstadt von Leverkusen, die besten ihres Jahrgangs, begleitet von zwei Lehrern, ihrem Direktor und dem Reiseveranstalter, der dolmetschte, standen mit ihren Koffern bei uns im Foyer. Mit neugierigen Blicken und kichernd mit vorgehaltener Hand warteten sie auf ihre „German friends“, denn der Austausch findet auf Englisch statt. Und da tauchte auch schon der eine oder andere auf, man fand seinen Match, die Unterhaltung begann, die Blicke wurden wärmer, die Stimmen leiser, man fand sich gegenseitig interessant. Die Lehrerinnen beobachteten das Treiben und gratulierten sich, dass sie die richtigen Leute zusammen getan hatten. Nun warten noch 5 spannende Tage auf uns, die uns zum Oberbürgermeister, ins Phantasialand und nach Köln in den Dom führen werden, bis zum krönenden Tischtennisturnier am Freitag! Auch der Wetterbericht verspricht im Lauf der Woche Steigerung bis zum warmen Sonnenschein. Wir wünschen unseren Gästen und unseren Schülern und Gastfamilien interessante Tage – am Samstag, wenn die Gäste abfahren, werden alle reicher sein an Erfahrung und sich ein wenig gewandelt haben. Denn jeder neue Freund verändert uns ein wenig.
Dr. Heinke Stulz
Hier finden Sie den Bericht zum Schüleraustausch Wuxi-Leverkusen August 2015 [pdf].